Eros und Agape

Ein neues Modell von Sexualität

Das Modell von Eros und Agape, um das es hier geht, ermöglicht eine neue, ganzheitliche Sicht auf Intimität und Sexualität. Und bedeutet damit weniger Stress, weniger Erwartungsdruck und insbesondere weniger Unzulänglichkeitsgefühle. Sprich: mehr Wohlsein, mehr Freiheit und mehr Zufriedenheit.

Neu meint: differenziert und ausgewogen!

Wir verstehen Sinnlichkeit und Sexualität – und vor allem die damit verbundenen Schwierigkeiten – sehr viel besser, wenn wir unterscheiden lernen zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen Lust- und Genusskräften. Das gilt sowohl für Lust auf Sex als auch für Lust beim Sex.

Warum sich damit beschäftigen?

Wer zu einer genussvollen und stimmigen Sexualität – gerade auch in einer langjährigen Partnerschaft – finden möchte und nicht in der (Un-)Lustfalle hängen bleiben will, wird sich zunächst mit der Dynamik von Lust und Unlust beschäftigen. Es geht um das Wesen der Lust als Empfindung: einerseits um die wohltuend verweilenden und andererseits um die aufregend strebenden Lustempfindungen. Diese beiden grundsätzlich verschiedene Qualitäten verdienen beide Beachtung.

Das Modell von Eros und Agape

Das Modell von Eros und Agape geht von zwei gleichwertigen Lust- und Genusskräften aus und will diese bewusst machen. Grafisch können sie als „Herz-Diagramm“ dargestellt werden. Beide sind Teil eines gemeinsamen Ganzen.
In dieser klaren Unterscheidung liegt ein zentraler Schlüssel für stimmige und selbstbestimmte Sexualität.

Wir leben in einer hauptsächlich von Eros geprägten Welt. Was zählt ist die Qualität des strebenden Verlangens, des Begehrens und der Befriedigungswunsch. Es ist also kein Wunder, dass „Agape-Menschen“ häufig mit Desinteresse oder Überforderung reagieren.

An dieser Eros-Dominanz ist grundsätzlich nichts falsch. Es ist aber wichtig, sich bewusst zu machen, dass dies nur eine Seite des sexuellen Empfindens ist.

 

Worum es wirklich geht: Die Freiheit zu haben, für sich selbst herauszufinden, wie viel EROS und wie viel AGAPE man leben möchte. Entdecken Sie, welcher Teil in Ihnen stärker vorhanden ist und Ihre Unterstützung braucht, um zur Entfaltung zu kommen. Dies sollte unabhängig von äußeren Normen, Vorstellungen, Bildern, und Idealen geschehen. Ihr Körper weiß es!

Zu Bedenken gilt, dass vielen die Erfahrung der Agape-Qualität fehlt. Sie wird in der gesellschaftlichen Realität selten bewusst gemacht und gefördert. Die Eros-Qualität ist meist selbstverständlich die Norm, die kaum hinterfragt wird.

Es gilt also, diese wenig beachtete und vernachlässigte Qualität des Empfindens zu erfahren und zu kultivieren.

Agape-Genusskraft

Verweilend – schwelgend – fliessend – entspannt – wohltuend. All jene Empfindungen, die wir auch als Nähe, Flow, Stille oder als sinnlich-intimer Wohlgenuss bezeichnen.

Geht man dieser Empfindungsqualität auf den Grund, so spiegelt sich darin deutlich die Urkraft bzw. das Urprinzip der Ausdehnung.
Der Genuss liegt im sinnlich-freudigen Auskosten der bereits vorhandenen momentanen Fülle. Unser System entspannt und weitet sich. Wir schmelzen (langsam und ohne Erwartung) hinein in Verbundenheit, Zufriedenheit und Seligkeit mit sich, dem Partner und der Welt.

Eros-Genusskraft

Strebend – aufregend – rasant – begehrend – zielgerichtet. All jene Empfindungen, die wir auch als Erregung, Trieb, Begehren oder Verlangen bezeichnen.

Geht man dieser Empfindungsqualität auf den Grund, so spiegelt sich darin deutlich die Urkraft bzw. das Urprinzip der Anziehung.
Der Genuss, der Reiz liegt im Erreichen, im Haben-Wollen der Fülle und Pracht. Es lockt die Einheitserfahrung … in der unmittelbaren Zukunft. Eventuell „gibt man Gas“, um sie nicht zu versäumen.

Zwei gleichwertige Empfindungszustände

Die Genusskräfte – AGAPE, das wohltuend Verweilende, und EROS, das aufregend Strebende – werden also gespeist von grundsätzlich verschiedenen Urquellen. In dieser Differenzierung erkennt man, dass beide auf ihre Art – ob subtil oder direkt – für das, was wir als sexuelle Zufriedenheit erleben, wichtig und bedeutsam sind.

Und dass sie – das ist der springende Punkt – als zwei gleichwertige Lust- und Genusskräfte angesehen werden dürfen, die einander in nichts nachstehen.
Das aufregend-strebende Empfinden in Eros ist reizvoll, packend und lockend. Das wohltuend-verweilende, schmelzige und selige Empfinden in Agape mag dafür ganz andere innere Welten öffnen.

Warum braucht es Klarheit?

Wenn sich zwei in ihrer gemeinsamen Küche für die Zubereitung einer köstlichen Mahlzeit treffen und einfach loslegen, ohne geklärt zu haben, was es eigentlich geben soll, könnte das Ergebnis wenig überzeugend oder sogar frustrierend sein.

Unterschiedliche Erwartungen und Vorlieben zeigen sich dabei erst mit der Zeit – am Anfang ist alles rosig und wunderbar. Die Unterschiede können groß oder sogar entgegengesetzt sein. Ohne eine nüchterne und grundsätzliche Klärung, welches «Gericht» man sich wünscht, was einem wichtig ist, was auf keinen Fall fehlen darf, sind Enttäuschung und Frust vorprogrammiert.

Ihr Körper – Ihre Unlust – sagt Ihnen vielleicht: Mach dir bewusst, wer du sexuell und sinnlich wirklich bist – was dein einzigartiges Wesen ist. Was dir ehrlich näher liegt und dir in der Tiefe deiner Seele guttut, dich berührt und nährt. Und achte darauf, was lediglich eine Norm ist, wie du angeblich sein sollst.

Könnte also sexuelles Desinteresse ein Hinweis und eine Einladung sein, die Einseitigkeit zu beenden und das Korsett des «So muss es sein» zu verabschieden?

Feuerzeug oder Samenkorn?

Es geht also beim Modell von Eros und Agape um die Lust beim Sex.

Bleibt die Frage, „wie komme ich in die Lust?“, also die Frage nach der Lust auf Sex. Wie kann sich ein Ja, eine Bereitschaft, ein Interesse, eine Liebe, eine Resonanz für Intimes und Sexuelles entwickeln?

Auch hier unterscheide ich zwei grundsätzlich voneinander verschiedene Wirkweisen, wie Lust auf Sexuelles entsteht, wie Sie zu Lust oder in die Lust kommen – oder sie zu Ihnen!

Fragen Sie sich zunächst, wie Sie Zärtlichkeit und Nähe wahrnehmen, was diese bei Ihnen auslösen. Reagiere ich eher wie ein «Feuerzeug» – schnell zündend und leicht entflammbar – oder eher wie ein «Samenkorn» – weich werdend und aufgehend?

Und fragen Sie sich dann: Überwiegt bei mir – im Vorfeld der Sexualität oder ganz generell – die begehrliche Lust auf eine sexuelle Aktivität oder eher die Lust auf Nähe, auf Schwelgen, auf das Dasein im Moment? Und verwandelt diese Nähe und Wärme, dieses «einfach sein» mein wohlbehütetes oder sogar verschlossene Samenkorn und bringt es von innen heraus zum Blühen?

Wichtig ist sich klarzumachen, dass an beiden Wirkweisen nichts falsch ist, nichts verändert werden muss. Es geht um die Anerkennung der beiden gleichwertigen Typologien – und darum, dass beide einfach anders sind. Und beide goldrichtig!

Warum ist dieses Bewusstsein wichtig?

  • Weil sich auf Empfindungsebene entscheidet, ob Sie Sexualität auf Dauer interessiert oder nicht.
  • Weil für Sie die eine Genusskraft viel wichtiger, tiefer berührend sein kann und Ihnen vielleicht leichter zufließt als die andere. Dann fehlt etwas, wenn diese Empfindungen keinen Platz in Ihrer Sexualität haben.
  • Weil Sie damit besser in Verantwortung gehen können für Ihre Lust und für Ihr sinnlich-sexuelles Empfinden. Also für eine Sexualität, die für Sie liebenswert und kostbar ist, um gewollt zu werden.

Wie ist das bei Ihnen? Welche der beiden Empfindungswelten – EROS oder AGAPE – fliesst Ihnen leichter zu, welche liegt näher an Ihrer Natur? Welche möchten Sie unterstützen und weiterentwickeln? Und sind Sie eher FEUERZEUG oder SAMENKORN, wenn es um die Lust auf Sex geht?

 

Habe ich Sie neugierig gemacht?
Mehr dazu in meinem Buch.

Bestellen

Habe ich Sie neugierig gemacht?
Mehr dazu in meinem Buch.

Bestellen